Pınar Selek
Aufruf zu einem Schritt gegen Gewalt gegen Frauen



In einer „Gemeinschaftsunterkunft“ für Asylsuchende in Brandenburg Ende September: Eine junge Frau wird von ihrem Ex-Partner, der in derselben Unterkunft lebt, schwer misshandelt und bedroht. Sie wendet sich hilfesuchend an MitarbeiterInnen des „Heims“ und bekommt den „Rat“, sie solle sich zu ihrem Schutz in ihrem Zimmer einschließen. Für ihren Schutz während der Benutzung der emeinschaftsküche und der Sanitärräume fühlt sich vom Personal der Unterkunft niemand zuständig. Aktivistinnen von ‚Women in Exile’, eine Brandenburger Selbstorganisation von Flüchtlingsfrauen erfahren davon und handeln: Sie holen die Frau in der Unterkunft ab, sorgen dafür dass im Krankenhaus ihre Verletzungen versorgt werden, ihre Anzeige auf einer Polizeiwache aufgenommen wird und bringen sie schließlich in eine Frauenschutzwohnung Gewalt gegen Frauen ist kein Einzelfall und in Deutschland gibt es Gesetze und Hilfsorganisationen zum Schutz der Opfer von „häuslicher Gewalt“.


Die Frau wäre in einer anderen Situation gewesen, wenn sie mit ihrem 2 Monate alten Kind in einer eigenen Wohnung gewohnt hätte: Sie hätte die Polizei gerufen und diese wäre für ihren Schutz verantwortlich gewesen. In Absprache mit ihr wäre entweder der Gewalttäter „weg gewiesen“ worden oder die Polizei hätte sie in eine Schutzwohnung gebracht. Durch den Mangel an Privatsphäre in Sammelunterkünften sind Flüchtlingsfrauen in besonderem Maße Gewalt ausgesetzt. Deshalb haben ‚Women in Exile and Friends‘ den „Aufruf zu einem Schritt gegen Gewalt gegen Frauen: Keine Lager für Frauen!“ initiiert, der von zahlreichen antirassistische, feministischen und Menschenrechtsorganisationen unterstützt wird. Anlässlich des 25.11.2013, dem internationalen Tag gegen Gewalt gegen Frauen, fordern sie Aufruf zu einem Schritt gegen Gewalt gegen Frauen Keine Lager für Frauen! von allen EntscheidungsträgerInnen, alle Lager abzuschaffen oder zumindest es möglich zu machen, dass Flüchtlingsfrauen Wohnungen bekommen. Der Apell kann hier unterzeichnet werden: https://www.openpetition.de/pet i tion/online/aufruf-zueinem-schritt-gegen-gewalt-gegenfrauen-keine-lager-fuer-frauen Seit Jahren kämpfen Women in Exile in einer Kampagne gegen die Unterbringung von Flüchtlingsfrauen in Sammelunterkünften.


Mehr über die Kampagne ‚Keine Lager für Frauen! Alle Lager abschaffen!‘ hier:womeninexile.blogsport.de Die letzte Aktion gegen die Soziologin und Schriftstellerin Pinar Selek war die Anfrage des türkischen Staates an Interpol nach ihrer Verhaftung. Diese Nachricht wurde Ende August 2013 über die Medien verbreitet. Recherchen der AnwältInnen, die gegen das desaströse Urteil auf Lebenslänglich trotz dreimaligen Freispruchs von Pinar Selek, Berufung eingelegt haben, haben ergeben, dass der türkische Staat bereits wenige Tage nach dem Urteil im Januar 2013 alle Schritte einleitete, um die Auslieferung von Pinar Selek betreiben zu können. Auch in dieser letzten skandalösen Verhandlung blieb der Vorsitzende Richter bei seiner Meinung, dass Pinar Selek freizusprechen ist. Leider konnte er sich gegen die anderen Richter nicht durchsetzen. Die Fortsetzung der Kriminalisierung von Pinar Selek, die zur Zeit in Frankreich im Exil lebt und versucht unter diesen belastenden Umständen ihrer Arbeit nachzugehen, erfolgt über den 12. Strafgerichtshof, der längst nicht mehr über die Akten zum Verfahren verfügt. Die liegen längst dem Hohen Strafgerichtshof vor, der über die Berufung der AnwältInnen zu entscheiden haben wird. Die Anforderung einer ‚Red Notice’, einer Rot-Ecke bedeutet, dass Interpol eingeschaltet werden muss und auch über den Haftbefehl entscheiden muss. Die Art und Weise wie die Nachricht lanciert worden war, zeigt einmal mehr, wie die türkischen Behörden versuchen Pinar Selek anzugreifen. Pinar Selek, die in Strasbourg an ihrem Ph.D. arbeitet, sagt selbst dazu: „Ich bleibe ich selbst. Ich bin am Arbeiten und ich widerstehe.“ „Auch wir stellen uns dagegen“, erklärte das Solidaritätskomitee in der Türkei. Es ist höchste Zeit für die Berufungsverhandlung. In diesem Kampf geht es nicht nur um Gerechtigkeit für eine Person. Es ist auch ein Test für die Türkei, ob sie es schafft, sich mit ihrer dunklen Vergangenheit a u s e i n a n -derzusetzen. Die Justiz und das Land, das Pinar so sehr liebt, schulden ihr sehr viel. Das Solidaritätskomitee wird den Fall weiter verfolgen. Getrennt durch eklatante Ungerechtigkeit ist es doch möglich aus dem Wissen um einander Kraft und Stärke zu beziehen. „Mit lokaler, regionaler und internationaler Unterstützung werden wir in Ankara der Verhandlung folgen und uns mit all unserer Kraft dieser Ungerechtigkeit widersetzen.“ Wir sind ZeugInnen Plattform


Brief-Protest bis 31.12.2013 Infos: www.pinarselek.fr www.pinarselek.com Solidarität mit Pinar Selek Türkei besteht auf Auslieferung

Pınar Selek
Pınar Selek
Pınar Selek
Pınar Selek
Pınar Selek
Pınar Selek
Pınar Selek
Pınar Selek
Pınar Selek
Pınar Selek
Pınar Selek
Mahkeme Süreci Court Process